Gutes Benehmen in Japan – TikToks-Clips im Realitätscheck
Vor meiner Auswanderung nach Japan wollte ich mich darüber informieren, mit welchen Gepflogenheiten und Verhaltensweisen ich in meiner neuen Heimat zu rechnen habe. Auf TikTok und Instagram findet man etliche Clips darüber, welche Dos & Don‘ts in Japan gelten. Informatives, Überraschendes, aber auch sehr viel Witziges ist über Social Media zu finden. Doch ob die „Erklärbär“-Videos dabei wirklich immer richtig liegen, verraten ich hier.
Bloggerin Jasmine gewährt Einblicke in die japanische Etikette
Auf dem TikTok-Account von „mysuitcasejourneys“ gibt die Bloggerin Jasmine Einblicke in die japanische Etikette. So sollte man sich in öffentlichen Verkehrsmitteln möglichst ruhig verhalten, nicht beim Gehen essen und die Taxi-Tür nicht selbst öffnen, sondern sie sich vom Fahrer öffnen lassen. Im Video erwähnt sie auch, dass man nicht mit dem Zeigefinger gestikulieren sollte, sondern mit der flachen, ausgestreckten Hand. Allerdings kann man in Japan durchaus nach dem Weg fragen und dabei mit dem Zeigefinger in die entsprechende Richtung deuten. Nur auf Personen sollte man nicht zeigen – aber das habe ich auch schon vor etlichen Jahren im Kindergarten gelernt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte in Japan sanft mit der Hand in die entsprechende Richtung winken.
Wichtiger Tipp für Japan-Touris: Lasst euren Müll nicht liegen
Woran man als Tourist unbedingt denken sollte, verrät Jasmine in ihrem zweiten Video. Da es in Japan kaum Mülleimer an öffentlichen Plätzen, Straßen oder in Parks gibt, nimmt man seinen Verpackungsmüll mit sich, um ihn dann Zuhause oder an Convenience Store oder Supermärkten zu entsorgen. Dass man seinen Abfall nicht einfach auf die Straße wirft, sollte ja hoffentlich jedem klar sein. Allerdings hat es mich bei meiner ersten Japanreise sehr verwirrt, als ich meinen To-Go-Kaffebecher beim Spaziergang durch Tokio nirgends entsorgen konnte und am Ende mit ins Hotel nehmen musste.
Wenn man einen Shrine betritt, sollte man sich vorher „reinigen“. Wie und wo zeigt Jasmine in ihrem dritten Video. Bei der Benutzung eines Onsens (heiße Quelle bzw. Thermalbad) muss man sich vorher abduschen. Übrigens duschen auch zuhause die allermeisten Japaner, bevor sie ein Bad nehmen.
Was man allerdings in den westlichen Ländern nicht tun sollte, in Japan allerdings vollkommen in Ordnung ist, verrät die Bloggerin ebenfalls: im Restaurant kann man seine Nudelsuppe gerne schlürfen, das gilt hier nicht als unhöflich. Also dann: guten Appetit!
Auch lesenswert: Influencer aus den USA und Europa erzählen von ihrem neuen Leben in Japan
Die Dos & Don‘ts in Japan
Auf dem TikTok-Account „violetvik“ fasst Bloggerin Vic in einem Clip gleich mehrere Verhaltensregeln in Japan zusammen. So sollte man bei der Begrüßung andere Menschen in der Regeln nicht berühren, sondern sich stattdessen leicht verbeugen. Diese leichte Verbeugung hatte ich nach kurzer Zeit in Japan übrigens schnell drin. Es reicht in der Regel auch nur ein freundliches Kopfsenken. Wichtig ist ebenfalls, dass man in Japan immer Bargeld bei sich haben sollte, da man nicht überall mit Karte zahlen kann.
So isst man in Japan
Auf dem TikTok-Account „studyin.japanese“ bringen einem Nori aus Großbritannien und Yena aus Korea, nicht nur die japanische Sprache näher, sondern auch die japanische Etikette. So zeigt Nori zum Beispiel, wie man seine Essstäbchen so platziert, dass man keine abschätzigen Blicke im Restaurant kassiert.
Das finden Japaner ziemlich unhöflich
Ebenso verrät das Duo, welche Verhaltensweisen einige Japan ziemlich unhöflich finden. So sollte man nicht einfach mitten auf dem Weg stehen bleiben, nicht zu laut in der Öffentlichkeit telefonieren und bei Verabredungen niemanden lange warten lassen. Doch das stört nicht nur die Japaner, oder? Auch in westlichen Ländern kann ein solches Verhalten viele zur Weißglut treiben. Ich spreche aus Erfahrung.
Weitere Reisetipps und Hinweise für Japan
Auf dem Instagram-Account „japanoninsta“ findet man nicht nur faszinierende Fotos von Japan, sondern auch Reisetipps und Hinweis-Clips. So wird dazu geraten, nicht in der Mitte von Shrine- oder Tempel-Treppen zu laufen, sondern an der Seite entlang. Mein japanischer Ehemann hat das zwar auch schon gehört, aber nie wirklich darauf geachtet.
Außerdem zeigt das Video, dass man in der Öffentlichkeit auf den Austausch von Zärtlichkeiten verzichten sollte. Kein Händchenhalten, keine Küsse und keine Umarmungen zwischen Verliebten also? Es stimmt zwar, dass Japaner in diesem Punkt vielleicht etwas kühler wirken, aber vor allem zur Weihnachtszeit habe ich viele glückliche Paare händchenhaltend in der Stadt gesehen. Hier gilt wohl eher der Spruch: weniger ist mehr – und sofern man es nicht übertreibt wird auch niemand die Nase rümpfen.
Gewusst? Weihnachten in Japan ist eigentlich ein Feiertag für Pärchen.
Das solltest du in Japan auch nie tun
Mein Fazit zu den ganzen Tipps und angeblichen Regeln
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele dieser Videos sehr unterhaltsam und lehrreich sind, man sie allerdings auch nicht zu ernst nehmen sollte. Viele „Regeln“ fallen unter den gesunden Menschenverstand und einige „Don‘ts“ werden nicht nur in Japan, sondern auf der ganzen Welt als unhöflich angesehen. Und wie man es mit solchen Videos auf die Spitze treiben kann, zeigt der TikTok-Clip „Things you should never do in Japan“ von „mikanmandarin“. Der wurde allerdings mittlerweile schon wieder gelöscht. Darin wird als Punkt 1 „Murder“ aufgeführt. Die sarkastischen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
Japaner verzeihen Touristen ihre Patzer
Als Tourist:in bzw. Ausländer:in genießt man in Japan übrigens noch eine gewisse Art der Narrenfreiheit. Ich habe noch keinen Japaner erlebt, der wütend oder ärgerlich wurde, weil ich im Restaurant meine Essstäbchen nicht korrekt abgelegt habe oder bei einer Tempelbesichtigung in der Mitte der Treppe gelaufen bin. Wer trotz kleinem „Fehlverhalten“ freundlich bleibt, bekommt Freundlichkeit zurück. Und so habe ich mich in meiner neuen Heimat immer willkommen gefühlt.
Über Rosalie
Anfang 2021 hat sich unsere Redakteurin Rosalie ihren Traum erfüllt und ist mit ihrem japanischen Ehemann nach Kyoto ausgewandert. In ihrer Kolumne schreibt sie über ihre Liebe zu Animes, japanischem Essen und zeigt uns die aktuellen Trends im Land der aufgehenden Sonne. Ihre Stories findest du hier.